Page 4 - Iconomix - Du und das Geld
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4 GELD FRÜHER UND HEUTE DU UND DAS GELD
Vom Tauschhandel zur Kreditkarte
Was bedeutet Geld eigentlich? Und könnten wir auch ohne leben?
Die Geschichte
des Geldes im
Zeitraffer 02
Wohnen, Essen, Telefonie-
ren – all diese Handlungen
funktionieren in unserer
Gesellschaft nur mit Geld.
Als Zahlungsmittel spielt
es eine zentrale Rolle und
ist wichtig für unsere Wirt-
schaft. Doch was genau ver-
stehen wir unter Geld? Und
wieso haben Münzen und
Noten, die aus fast wertlo-
sem Material bestehen, ei-
nen solchen Wert?
Eine Welt ohne Geld
Um zu verstehen, wie Geld Foto: Wikimedia Commons/PHGCOM
funktioniert, lohnt sich ein
Blick zurück. Vor Tausenden Geld dienten verschiede- wir ihren Wert einschätzen WIE DAS GELD AN
von Jahren gab es noch gar ne als wertvoll betrachtete und den Preis ohne grossen WERT VERLIERT
kein Geld – die Menschen Güter, etwa Nutztiere oder Aufwand mit dem von ande-
lebten vom Tauschhandel; Saatgut, später auch Mu- ren Produkten vergleichen.
die Dinge des täglichen Be- scheln, Salz, Tee, Edelstei- 100 Franken sind nicht immer gleich viel wert. Ver-
darfs stellten sie selbst her. ne, Silber oder Gold. Geld All das funktioniert aber gleicht man die Preise mit früher, sieht man, wie der
Wer mehr produzierte, als er in Form von Münzen und nur, wenn zwei grundsätz- Schweizer Franken in den letzten hundert Jahren stark
für sich brauchte, tauschte Banknoten entstand erst liche Bedingungen erfüllt an Wert verloren hat. Das heisst aber nicht, dass es uns
den Überschuss gegen an- viel später – vor rund 3000 sind. Das Geld muss von jetzt schlechter geht. Denn mit den Preisen für Essen,
dere Güter ein. In kleinen, Jahren kamen die ersten einer Gesellschaft als Zah- Kleidung, Wohnen oder Verkehr sind auch die Löhne
übersichtlichen Gemein- Münzen auf, vor 1000 Jah- lungs- oder Wertaufbewah- gestiegen – die meisten sogar deutlich stärker als die
schaften ging das ganz gut. ren die ersten Banknoten. rungsmittel akzeptiert sein. Preise. So können wir uns heute mehr kaufen als unse-
Geld war nicht nötig. Aller- Und: Die Menschen müssen re Vorfahren vor hundert Jahren.
dings birgt der Tauschhan- Zahlen, sparen, darauf vertrauen, dass das
del einen grossen Nachteil: vergleichen Geld einen Wert besitzt und Steigen die Preise, nennt man das Teuerung oder In-
Die Bedürfnisse der Tausch- diesen auch behält. flation. Sinkt das Preisniveau anhaltend, spricht man
partner müssen sich genau Heute ist Geld viel mehr als von Deflation. Die Kernaufgabe der Nationalbank ist es,
entsprechen. Ein Bauer zum nur ein Zahlungsmittel. Weil Das gilt nicht nur für phy- für stabile Preise zu sorgen. Denn wenn das Preisni-
Beispiel, der einen Mantel es unverderblich ist und sisch vorhandenes Bargeld, veau sinkt oder stark ansteigt, verursacht dies grosse
braucht und Milch anbietet, einfach aufbewahrt werden sondern auch für soge- volkswirtschaftliche Schwierigkeiten. Eine leichte In-
muss eine Schneiderin fin- kann, nutzen wir es auch als nanntes Buchgeld. Dieses flation hingegen gilt als unproblematisch.
den, die Milch benötigt. Das Wertaufbewahrungsmittel: existiert nur als Guthaben
kann recht mühsam sein. Musste der Bauer früher sei- auf einem Konto oder als Erste Banknote der 1907 neu
ne Milch möglichst schnell Wertschrift und kann digi- gegründeten Schweizerischen
Nationalbank (SNB).
Um diesen Nachteil zu tauschen, kann er sie heute tal abgebucht werden. Weil Foto: Archiv der Schweizerischen
umgehen, begannen die verkaufen und ihren Wert in es in unserer Gesellschaft Nationalbank
Menschen ihre Geschäfte Form von Geld aufbewahren. akzeptiert ist und die Men-
mithilfe eines speziellen Zudem dient Geld als Wert- schen auf den Wert von
Tauschmittels durchzufüh- massstab und Rechenein- Buchgeld vertrauen, können
ren: einem Gut, das allge- heit: Weil der Bauer seine wir heute ganz einfach via Die Preisentwicklung
mein begehrt und von allen Milch zu einem gewissen Smartphone oder Kredit- des Warenkorbs
akzeptiert war. Als erstes Preis anbieten muss, können karte bezahlen. von 1914 bis heute 03